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Portrait der Woche: Renate Otterbach: „War i wuid?“ – „No wuida“

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  • Nachwuchsarbeit beim VfL-Fußball ist ohne Renate Otterbach kaum vorstellbar.
    Nachwuchsarbeit beim VfL-Fußball ist ohne Renate Otterbach kaum vorstellbar.

Sie ist eine Ikone des VfL-Fußballs: Renate Otterbach. Die 67-Jährige spielte seinerzeit in der legendären Damenfußballmannschaft, die 1970 gegründet wurde. Da hat der DFB den Sport für Frauen erst offiziell erlaubt. Otterbach hat mit ihrer Tochter Ute in einem Team gespielt. Und sie blieb der Sparte bis heute treu, hatte bis März die Jugendleitung inne. Jetzt betreut sie immer noch die Kleinsten. Kürzlich wurde sie vom BFV als „stiller Star“ im Ehrenamt geehrt. Waldkraiburg/Aschau – Schon in der Schule spielte Renate Otterbach mit den gleichaltrigen Buben Fußball. Sie besuchte damals die Grundschule in Jettenbach und dann in Au bei Trasen. Die 67-Jährige wohnt seit einigen Jahren in Aschau-Werk, zuvor war sie Waldkraiburgerin. Ihre Schwester Marille Jäger ist zu Besuch, sitzt auf der Eckbank und liest Zeitung. Wenn die zehn Jahre jüngere Schwester von damals erzählt, schaut sie ab und zu hoch von der Lektüre über den Rand ihrer Brille hinweg und guckt vielsagend. Ein fußballspielendes Mädel in den 60er-Jahren war eher ungewöhnlich. „War i wuid?“, fragt Renate Otterbach in ihre Richtung. „No wuida“, antwortet die ältere Schwester. „Mehr sag i ned dazua.“ Als die Große musste sie die Kleine immer mitschleppen. „Mei Liaba“, entfährt es ihr schmunzelnd. „Die Fußballmädchen waren weitaus besser, als das manche ,Bierleichen‘ am Spielfeldrand mit ihren depperten Redens- arten wahrhaben wollten.“ Ein Zeitungsbericht aus dem Jahr 1971 über das Spiel der VfL Damenmannschaft gegen den TuS Traunstein 1970 hat der DFB Fußball für Damen offiziell zugelassen. Der VfL gründete noch im selben Sommer eine Frauenmannschaft. Bereits im September 1970 wurde das erste Frauen-Derby im Jahn-Stadio gegen den FC Emmering ausgetragen – mit Inge Schnabl (damals noch Fischer) im Tor. Sie lud sogar das Fernsehen ein, wie aus einem alten Ordner hervorgeht. Feinsäuberlich sind hier die Anfänge des Frauenfußballs in der Sportstadt abgeheftet, wie etwa die Spielbestimmungen des BFV, die Korrespondenzen zwischen den Vereinen – ab `74 spielte man in der Verbandsliga Nord gegen den FC Bayern, Wacker München, die Sech zger, Memmingen und Kaufbeuren – und die Aufstellung sämtlicher Spiele, akkurat skizziert. Die erste Begegnung mit den Emmeringerinnen endete mit 0:2, etwa 1700 Zuschauer wollten dabei sein – ein Stadionrekord, und das bei der Premiere. Was die Männer auf den Rängen von den sportlichen Frauen wohl hielten? Die Heimatzeitung titelte damals „Fußball ist keine Männersache“, und dass die Herren Angst davor hatten, dass die „wackeren Damen“, ihnen die zahlenden Zuschauer abluchsen. In „Die Amazonen entdecken den Fußball“ steht, dass die „Mädchen keine Extrawürste wollen bezüglich Spielfeld, Torgröße und Mannschaftsstärke“. Die Macho-Sprache der Autoren dieser Zeit spricht Bände. 1971 stieß Otterbach zu den „Waldkraiburg Girls“, erst als Libero, später im Mittelfeld. Im Spielbericht gegen den TuS Traunstein steht über „Stopper“ Renate Otterbach, sie sei neben Christa Mayerhofer die beste Spielerin im Abwehrzentrum. „Die schlanke Blondine zeigte eine solide Abwehrleistung und das nicht durch körperliche Wucht, denn davon hatte die hübsche Blondine nicht viel einzusetzen, sondern durch technisches Können und Gefühl für brenzlige Situationen. Mit einem roten Schleiferl brachte sie außerdem einen Hauch von Boudoir ins rauhe Fußballgeschehen.“ Der Bericht endet mit dem Fazit „die Fußballmädchen waren weitaus besser, als das manche ,Bierleichen‘ am Spielfeldrand mit ihren depperten Redensarten wahrhaben wollten“. 1974 wurde das VfL-Damenteam Pokalsieger der Verbandsliga Nord, 1975 bayerische Vizemeister. „Das war ungewöhnlich für die Zeit“, sagt die 67-Jährige und kramt alte Alben hervor. Ebenso ungewöhnlich war, dass sie mit ihrer Tochter Ute in einer Mannschaft spielte – was sie sehr genoss. 1985/1986 kickte das Team in der Bayernliga, ein Jahr darauf erfolgte der freiwillige Abstieg. Bis 1990 spielte Otterbach aktiv Fußball und half noch ein weiteres Jahr aus, wenn sie gebraucht wurde. Nebenbei machte sie den Trainerschein und trainierte die Mädchen. „Es war nicht leicht, jemanden zu finden, also machte ich es.“ Als sich das Damenteam 1992 auflöste, hatten die Mädchen im Verein keine Zukunft mehr. Otterbach wechselte zu den Buben und hat bis heute die F-Jugend unter ihren Fittichen. Ans Aufhören will sie noch nicht denken. „Ihr geht‘s wie den Politikern“, wirft da ihre Schwester von der Eckbank aus frotzelnd ein, was Otterbach gut gelaunt mit „dua du net hetzn“ kommentiert. Gab es denn überhaupt ein Leben jenseits des Fußballs? Gelernt habe sie Einzelhandelskauffrau und im Sportgeschäft Görgner und später in einem Laden für Schwimmbadtechnik gearbeitet. 2007 übernahm sie den Posten als VfL-Geschäftsführerin, bis sie nach sieben Jahren in Rente ging – und dem VfL weiter treu blieb. Sie organisiert jedes Jahr die Weihnachtstombola zugunsten des Nachwuchses und ist hinter den Kulissen nicht wegzudenken. Der Bayerische Fußballverband ehrte die Ehrenamtsbeauftragte kürzlich als „stillen Star“ im Hintergrund. Zu ihren Hobbys gehören neben dem runden Leder auch das Skifahren, Bergwandern und Radeln. Wenn sie mal zu was anderem als zu, Fußball kam. Ihr inzwischen verstorbener Lebensgefährte Heinz Swoboda war selber aktiver VfL-Fußballer, der später die Jettenbacher trainierte. Rückblickend sagt sie, „wir waren gemeinsam mit den Grünthalern und Jettenbachern eine richtig große Fußballfamilie. Die Gemeinschaft und das Spiel waren mein Antrieb, gar nicht so sehr die sportlichen Erfolge“. Quelle: ovb-online.de